Am allerwenigstens dürfen wir Vorgänge der geschichtlichen Zeiten, mögen sie Ellipse […] oder wie immer heißen, dem Urmenschen zuschreiben, und nicht einmal dem Kinde; es bildet eingliedrige Sätze, aber solange es noch keine vollständigen Sätze gebildet hat, können es keine "unvollständigen" sein […] Wenn davon die Rede ist, dass Fehlendes hinzugedacht werde, so geschieht das doch nicht im Gehirn des Kindes, sondern in dem des Erwachsenen, zu dem er spricht. Schließlich werden wir aber selbst die Erwachsenen fragen, was sie sich als "psychologisches Subjekt" zu jenen eingliedrigen Sätze hinzudenken […] Beim Imperativ lässt sich leicht an das Pronomen der 2. Person denken […] Als affektischer Dativ kann die 2. Person in jeder Mitteilung erscheinen: 'ich gehe dir' […] Mit gleichem Rechte würde der Anredende sich selbst in der Mitteilung bezeichnen: 'mir ist es kalt' […] Man hat das psychologisches Subjekt auch in der Situation oder in dem umgebenden Raum gesucht […] Die Unannehmbarkeit so allgemeiner Ergänzungen ergibt sich wohl daraus, dass man nicht einsieht warum sie bloß in bestimmten Fällen und nicht in allen stattgefunden haben; dann aber würden wir auch keine zweigliedrigen, sondern immer mehrgliedrige Sätze haben.
- Schuchardt (1922), Pag. 215