Mit einer funktionalen Sprachtheorie meine ich eine solche, die versucht, Sprachstrukturen und sprachliche Phänomene zu erklären, indem sie die Vorstellung einbezieht, daß Sprache eine gewisse Rolle in unserem Leben spielt, daß Sprache benötigt wird, um gewissen universalen Arten von Anforderungen zu dienen. Ich halte diesen Ansatz allgemein für wertvoll, weil er Einsichten in die Natur und den Gebrauch von Sprache vermittelt, und dies insbesondere im Zusammenhang mit Stiluntersuchungen. (p.113)
- Halliday (1975)

Eine funktionale Sprachtheorie ist eine Bedeutungstheorie, nicht eine Theorie über Wörter oder Satzteile; wir werden nicht versuchen, ein Wort oder einen Satzteil direkt der einen oder anderen Funktion zuzuordnen. Wo aber finden wir die Funktionen in der Sprache unterschieden? Sie sind semantisch unterschieden, als verschiedene Bereiche dessen, was ich das „Bedeutungspotential“ gennant habe. (p.120)
- Halliday (1975)

Das wesentliche Merkmal einer funktionalen Theorie liegt nicht darin, daß sie uns in die Lage versetzt, die Funktionen von Sprechakten aufzuzählen und zu klassifizieren, sondern darin, daß sie eine Grundlage schafft für die Erklärung der Natur des Sprachsystems, insofern das System selbst die Funktionen wiederspiegelt, zu deren Ausübung es entwickelt worden ist. Die Organization von Wahlmöglichkeiten in der Grammatik natürlicher Sprachen scheint sehr deutlich auf einer funktionalen Grundlage zu beruhen. Diese ist durch die Arbeit derjenigen Linguisten – insbesondere der der Prager Schule – aufgedeckt worden, die sich dessen bewußt waren, daß der Begriff „Sprachfunktionen“ nicht schon mit einer Theorie des Sprachgebrauchs gleichgesetzt werden sollte, sondern daß er das Organizationsprinzip des sprachlichen Systems ausdrückt. (p.68)
- Halliday (1975)